Freiwillige Feuerwehr Oberau-Haslach, Bozen (Südtirol) | Seit 1911 im Dienste des Nächsten ...

Oberau und Haslach, einst kleine dünn besiedelte Weiler, eingebettet in Weingärten und Obstwiesen, gehören heute zu den dichtest besiedelten Wohngebieten der Landeshauptstadt Bozen. Das heutigen Stadtteil Oberau-Haslach entstand zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts, großteils durch Zuwanderung.

Gründung im Jahre 1911
So wurde die Freiwillige Feuerwehr OBERAU (anfangs war HASLACH noch nicht im Namen enthalten) bereits am 5. November 1911 als 4. Löschzug der Freiwilligen Feuerwehr Bozen gegründet. Zum ersten Kommandanten unserer damals 64 Mann starken Wehr wurde Johann Karmann gewählt.
Nach überstandenem 1. Welrkrieg wurde am 7. April 1920 der Löschzug Oberau von der Löschkommission Bozen kurzfristig aufgelöst, da er anlässlich eines Magazinbrandes in Oberau seine Hilfe verweigerte und nicht ausrückte (25. März 1920, Magazinbrand im Gasserhaus in Oberau). Gleichzeitig rief die Löschkommission von Bozen zur Neuformierung des Löschzuges von Oberau unter neuer Führung auf, welche am 27. November 1920 vollzogen wurde. Der Grund für diesen unrühmlichen Geschichtsabschnitt waren interne Streitigkeiten um die Führung der Feuerwehr. 1923 wurde vom damaligen Bozner Baurat Gustav Nolte ein neues Gerätehaus für unsere Feuerwehr geplant, es kam allerdings nicht mehr zu dessen Bau.

1925: Auflösung und Neubildung
Wie alle Feuerwehren des Landes Südtirol fiel auch die Freiwillige Feuerwehr Bozen samt Löschzug Oberau am 9. Juni 1925 dem Faschistischen Regime zum Opfer: sie wurde vom Trienter Präfekten Giuseppe Guadagnini unter Berufung auf die neue Gemeindeordnung aufgelöst, welche eine Neuorganisation des Feuerwehrdienstes vorsah.
In unserem Stadtviertel wurde daraufhin eine neue Feuerwehr gegründet, die mit nunmehr 13 Mitgliedern nur mehr ca. ein Fünftel der vorherigen Mannschaftsstärke aufwies. Diese Feuerwehr wird bis 1928 erwähnt, um dann endgültig aus der Geschichtsschreibung der Gemeinde zu verschwinden.

1947: Wiedergründung
Am 22. August 1947 wurde die Freiwillige Feuerwehr Bozen mit Löschzug Oberau auf Initiative der altgedienten Feuerwehrfunktionäre Alois Kemenater und Josef Niederwieser wiedergegründet. Zölestin Menapace wurde zum ersten Löschzugskommandanten der Nachkriegszeit gewählt.
Uniformierung, Ausrüstung und Unterbringung waren Anfangs nicht vorhanden, und wurden uns freundlicherweise von der Berufsfeuerwehr Bozen unter Kommandant Geom. Enrico Ferrari zur Verfügung gestellt. Um unsere Ausbildung kümmerte sich Brigadier Franz Bragagna von der Berufsfeuerwehr Bozen und der Oberkommandant-Stellvertreter der Freiwilligen Feuerwehr Bozen Heinz Knapp.

1963: FF Oberau wird selbständig
Am 3. April 1963 wurden die Löschzüge der FF Bozen aufgelöst, und es entstanden die drei eigenständigen Wehren von Bozen, Gries und Oberau. Bis unsere Wehr allerdings einen Raum für die Unterbringung der Uniformen und als Treffpunkt bekam vergingen weitere 4 Jahre. Am 4. Juni 1967 konnen wir das erstes Gerätehaus unserer Langjährigen Geschichte einweihen.
Eine tätigkeitsreiche Zukunft schien es trotzdem nur unter sehr erschwerten Umständen zu geben, da immer noch keine eigenen Geräte vorhanden waren. Bei der Berufsfeuerwehr bemühte man sich um Unterstützung und erhielt dort etwas Schlauchmaterial mit Armaturen, eine Pumpe und einen Leitersatz. Eigene Fahrzeuge gab es bis dato keine. Die Vereinsführung hatte es damals nicht einfach: das nötige Geld und die Motivation wurden immer weniger, und die Enttäuschung in der Wehr immer größer wurde.
So vergingen 11 lange Jahre bis 1978 ein erstes Aufrüsten der Wehr und eine jahrelange Aufbauarbeit erfolgte. Zuerst wurde die Mannschaft mit jungen Kräften verstärkt und 1978 erstmals ein (wenn auch gebrauchtes) Fahrzeug und eine neue Druckpumpe angeschafft. Zahlreiche Brandverhütungsdienste bei Veranstaltungen brachten die notwendigen finanziellen Mittel. 1981 gab es das erste neue Einsatzfahrzeug (FIAT Campagnola) in der Geschichte der Wehr. Es folgten weitere Fahrzeuge, Atemschutzgeräte, Funkgeräte, Pumpen, Aggregate usw., und natürlich eine progressive und stetige Weiterbildung unserer Feuerwehrleute.

1983: Gründung der Jugendgruppe
1983 wurde unsere Feuerwehr-Jugendgruppe gegründet, die uns seither regelmäßig mit jungen und gut ausgebildeten Feuerwehrfrauen- und Männern versorgt. Mehr über unsere Jugendgruppe hier.

2008: ein neues Gerätehaus für unsere Wehr
Die Aufbauarbeit der vergangenen Jahre bescherte unserer Wehr einen ansehnlichen Mannschaftsstand und eine zeitgemäße Ausrüstung und Fuhrpark. Dadurch platzte unsere Feuerwehrhalle bald aus allen Nähten, sodass an eine neue Unterbringung gedacht werden musste. So zogen wir 1998 in ein provisorisches Gerätehaus in die aufgelassene Mignone-Kaserne, um kurz darauf den Neubau einer Feuerwehrhalle in Angriff zu nehmen, die im April 2008 offiziell ihrer Bestimmung übergeben wurde.

2011: 100 Jahre FF Oberau-Haslach
Im Jahre 2011 konnte unsere Wehr ihr 100. Gründungsjubiläum feiern. Zu diesem Anlass wurde eine Festschrift herausgegeben, die unseren Werdegang von 1911 bis 2010 dokumentiert.

Video: Oldtimerkorso zur 100-Jahr-Feier (vielen Dank an hegadex, FF Tschars)

Durch den tatkräftigen Einsatz aller Wehrmänner ist es über Jahre hindurch gelungen eine erfolgreiche Truppe auf die Füße zu stellen, die immer bereit ist Freizeit, Wissen und Leben für die Allgemeinheit einzusetzen. Die Freiwillige Feuerwehr Oberau-Haslach ist heute gemeinsam mit den freiwilligen Feuerwehren von Bozen und Gries sowie der Berufsfeuerwehr einer der Standpfeiler des Bozner Zivilschutzes, und aus dem Vereinsleben von Oberau und Haslach kaum mehr wegzudenken.

Unsere Kommandanten von 1911 bis 2011
1911-1920: Johann Karmann
1920-1925: Max Pintarelli
1947-1966: Zölestin Menapace
1966-1970: Edgar Menapace
1970 (für ein paar Monate): Heinrich Hertscheg
1970-1978: Edgar Menapace
1978-1980: Josef Oberwanger
1980-1991: Alois Oberkofler
1991-2008: Egon Anranter
2008-2010: Erich Platzer
2010-heute: Paul Hofer